15. September 2018

Vorhang auf!

Ich gebe zu, dass meine Liebe zur Oper nur langsam gewachsen ist. Zwar machte ich mit 16 Jahren mein Schulpraktikum an der Oper Leipzig und fand es dort auch ganz wunderbar und genoss es, mir die Proben anschauen zu dürfen. Ich schlich neugierig hinter der Bühne herum, bewunderte die Musiker und alle anderen drum herum und war schwer beeindruckt. Aber so eine richtig langanhaltende Leidenschaft kam dennoch nicht auf.

Ich mochte (liebte?) immer Bach. Johann Sebastian, natürlich. Als Leipziger wächst man ja gewissermaßen mit ihm auf. Und die Thomaner sind das Maß aller Dinge. Aber nicht auf einer Theaterbühne und schon gar nicht als "Beiwerk" in einer Opern-Aufführung. Bach soll man ernst nehmen!
Außerdem hatte ich durch mein familiäres Umfeld auch einen Bezug zu Mendelssohn Bartholdy und später, während des Studiums, weckten Händel, Schütz und Purcell meine Begeisterung. Der Barock hat es mir also angetan.

Aber Oper? Da dachte ich vor allem an Wagner und das verspießte Publikum, welches seinen stundenlangen (und nicht nur für die Darsteller anstrengenden) Bühnenwerken lauscht. Das war irgendwie gar nichts für mich. Das ist auch so ernst. So schwer. Und so unangenehm deutsch.

Und wer brachte mir dann endlich "la pura gioia" (die reine Freude) an der Opernbühne bei? Natürlich ein Italiener! Gioachino Rossini, um genau zu sein. Ich entdeckte seine Werke für mich, als ich mich gerade von einer sehr schweren Erkrankung erholte und keinen Nerv hatte für allzu schwermütige, barocke Kantaten. Da war Rossini plötzlich da und heiterte mich auf. Je mehr ich mich mit ihm beschäftigte, desto mehr wuchs er mir ans Herz.
Ein sehr freundlicher, warmherziger Mann sei er gewesen, liest man oft. Charmant, intelligent und den Freuden des Lebens zugetan: seine zweite Leidenschaft neben der Musik habe dem Kochen gegolten. Selbst sein (angeblicher) Widersacher Richard Wagner hatte nach dem Treffen mit ihm nur Gutes zu berichten und zeigte sich angetan vom feingeistigen, selbstironischen Humor des Italieners - und dessen Liebe zur Musik.
Immer ist da sein gewisses Augenzwinkern zwischen den (Noten-)Zeilen. Dieses intelligent Übertriebene, das Un-ernste, das Komische, aber ohne jeglichen gezwungenen Klamauk - herrlich! Und natürlich seine Musik, die mir so sehr gefällt, auch wenn er noch so oft von sich selbst abgekupfert und routiniert Melodien "recycelt" hat. Warum sollte er das auch nicht tun?

 Rossini um 1820.

Später begegneten mir auch noch einige seiner Zeitgenossen und Nachfolger - und es war (musikalisch) um mich geschehen. Die Belcanto-Epoche hat so viele wundervolle Werke hervorgebracht, dass ich sie vermutlich bis heute nicht alle kenne.

Da ich meine Begeisterung gern teile und leider nicht jeder in meinem unmittelbaren Umfeld für klassische Musik zu haben ist, möchte ich in diesem Blog eine Auswahl meiner liebsten Stücke vorstellen und hier und da dem geneigten Leser einiges dazu erklären (hoffentlich ohne allzu sehr ins Schwafeln zu geraten!). Vielleicht findet ja noch jemand Gefallen daran und lässt sich vom Belcanto-Fieber anstecken!

Was könnte passender sein, um einen Blog zu eröffnen, als eine Ouvertüre? Meine Wahl fiel auf eine von Rossinis weniger bekannten Opern, La Scala di Seta (Die seidene Leiter). Der Ein-Akter ist im Gegensatz zu vielen späteren Werken Rossinis nicht ganz so vollgepackt mit Highlights (wie beispielsweise der Barbiere di Siviglia oder l'Italiana in Algeri). Jedoch ist die außerordentlich ausdrucksstarke Ouvertüre eines meiner absoluten Lieblingsstücke.  Sie folgt zudem Rossinis bewährtem "Rezept", nach dem er die meisten seiner Ouvertüren komponierte (dazu an anderer Stelle mehr), und veranschaulicht sehr deutlich, weshalb man ihn zuweilen auch "Signor Crescendo" nannte ;-) Seine Ouvertüren reißen, nach einer langsamen Einleitung, mit zunehmendem Tempo und immer lauter werdend schwungvoll den Vorhang der Opernbühne auf!

Die folgende Aufnahme entstand unter der Leitung von Michael Halász mit dem Zagreb Festival Orchestra. 

Viel Spaß! :)



2 Kommentare:

  1. Find das richtig gut hier :)

    AntwortenLöschen
  2. Hallo wie geht habe schon rein gelesen und gehört und kann mir gut vorstellen ein dauerhafter Gast und Fan zu werden bis bald :)

    AntwortenLöschen