24. September 2018

L'Italiana in Algeri - Lindoro


 Cavatina: Languir per una bella


Nachdem wir Mustafa und dessen Gattin Elvira kennengelernt haben, begegnen wir nun dem Mann, für den die Italienerin Isabella nach Algerien reist: Lindoro. Leider bleibt dieser im Verlauf der Oper eine eher blasse Figur: man erkennt nur wenige Charakterzüge an ihm und er bleibt überwiegend passiv. Es fällt dem einzigen Tenor in diesem Werk also alles andere als eine Heldenrolle zu. Dementsprechend "desolat" ist auch der Zustand, in welchem er uns begegnet: als Sklave Mustafas fristet er sein Dasein in dessen Palast (je nach Inszenierung durchaus in Ketten gelegt oder auch mal inmitten wilder Tiere als Stallbursche). 
Dennoch ist seine Cavatina "Languir per una bella" ein ergreifend romantisches Stück, in dem er seine Liebe zu Isabella besingt:


Languir per una bella                                                   Nach einer Schönen zu schmachten
e star lontan da quella,                                                 und ihr fern zu sein
è il più crudel tormento                                                ist die grausamste Folter,
che provar possa un cor.                                              die ein Herz erdulden kann.

Forse verrà il momento;                                              Vielleicht kommt der Augenblick,
ma non lo spero ancor.                                                doch noch habe ich keine Hoffnung.

Contenta quest’alma                                                    Bei solchen Qualen
in mezzo alle pene                                                       
findet diese Seele
sol trova la calma                                                         Ruhe und Frieden nur
pensando al suo bene,                                                  im Gedanken an die Liebste,
che sempre costante                                                     die in fester Treue
si serba in amor.                                                           ihre Liebe bewahrt.




Lindoro: Juan Diego Flórez
Turin, 2001


 Duett: Se inclinassi a prender moglie

 

Zu allem Überfluss erwartet den gefangenen Italiener nun gleich die nächste Katastrophe: Mustafa will ihn mit seiner Gattin Elvira vermählen, um diese loszuwerden. Zwar versucht Lindoro zunächst, sich  herauszureden, doch Mustafa beeindruckt dies nur wenig. Man müsse ja nicht nur aus Liebe heiraten und überhaupt sei Elvira eine gute Partie.
Mit weiteren  Fragen und Forderungen an den Bey hat Lindoro nun ebenso wenig Erfolg:

"Sie soll rechtschaffen und gutherzig sein" - "Das ist sie ganz und gar."
"Ich wünsche mir... zwei schöne Augen." - "Es sind zwei Sterne."
"Das Haar..." -  "Schwarz." 
"Wangen..." - "Schön."
usw...

Dem armen Lindoro gehen also die Argumente aus und er muss sich Mustafa schließlich verzweifelt geschlagen geben. Hier diskutieren Ugo Benelli (Lindoro) und Sesto Bruscantini - "Se inclinassi a prender moglie":



Chor und Cavatina: Quanta roba! ... Cruda sorte!

 

Doch Rettung naht bereits. Ein Italienisches Schiff ist an einem Felsen vor der algerischen Küste aufgelaufen und deren Besatzung den Korsaren in die Hände gefallen. Diese freuen sich über ihre Beute ("Quanta roba! Quanti schiavi!" - "Jede Menge Beute! Jede Menge Sklaven!").
Die Frauen seien auch nicht schlecht - jedoch gebe es da EINE Schönheit ohnegleichen. Als Haly und die restlichen Korsaren Isabella erblicken, bestätigen sie einstimmig: "È un boccon per Mustafa!" -"Das ist ein Leckerbissen für Mustafa!"
Die Schöne steigt an Land und besingt ihr Schicksal in einer Cavatina, welche ihren Charakter ausgezeichnet unterstreicht: Sie ist charmant, klug und selbstständig. Statt sich in der Männerwelt herumschubsen zu lassen, zieht sie geschickt die Fäden und lässt alle nach ihrer Pfeife tanzen. Das macht sie, vielleicht neben Mathilde di Shabran, zu einer von Rossinis interessantesten weiblichen Charakteren.
Ihre Arie erfasst drei Stimmungen: zunächst ist Isabella empört, dass sie in Gefangenschaft geraten ist. Einen solch respektlosen Umgang ist die starke Frau nicht gewohnt. Dann erinnert sie sich an ihren geliebten Lindoro, für den sie all dies auf sich nimmt, und erhofft sich Trost. Schließlich findet sie zu ihrer Stärke zurück und besinnt sich auf die Waffen einer Frau: "Ich weiß, wie man Männer zähmt...."

Isabella - Lucia Valentini Terrani
Chor der Staatsoper Dresden
Gary Bertini, 1978

...Fortsetzung folgt! ;)

L'Italiana in Algeri - Ouvertüre und Einleitung


Es wird Zeit, hier eine meiner Lieblingsopern vorzustellen. Die Italienerin in Algier entstand innerhalb von nur vier Wochen. Gerade als Gioachino Rossini im April 1813 nach der Premiere von "Tancredi" nach Venedig zurückkehrte, bat ihn der Impresario Cesaro Gallo, ihm bis Ende Mai eine Oper zu komponieren. Rossini übernahm die Aufgabe und lieferte ein Werk ab, welches das Publikum in seinen Bann zog und bei seiner Premiere nicht enden wollende Beifallsstürme auslöste.


 Szenenbild von Francesco Bagnara für eine Aufführung
 von L'Italiana in Algeri - Venedig (1826)

Die Italiana ist die erste von mehreren Opern Rossinis, in der eine tiefere Frauenstimme (Koloratur-Alt) einen bedeutenden Part übernimmt - in diesem Fall die Hauptfigur, die Italienerin Isabella.
Das Libretto stammt von Angelo Anelli und zeigt die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert in Europa wachsende Faszination mit dem Orient und Nordafrika. Gleichzeitig parodiert Rossini mit dem Werk andere populäre Rettungsopern, wie beispielsweise Mozarts Entführung aus dem Serail. "Parodiert" deshalb, weil die Titelheldin entgegen dem vorherrschenden Frauenbild eine selbstbewusste und kluge Frau ist, die ihren hilflosen Geliebten aus dem Palast des Beys von Algier befreien muss (und nicht etwa andersherum). Dies schafft sie ohne große Mühe und belehrt nebenbei den stolzen Herrscher, dass eine Frau alles erreichen kann, was sie will. So heißt es im Schlusschor:

La bella Italiana,
Venuta in Algeri,
Insegna agli amanti,
Gelosi ed alteri,
Che a tutti, se vuole,
La Donna la fa.

(Die schöne Italienerin,
die nach Algier kam,
lehrt die Liebenden,
eifersüchtige und hochtrabende,
dass sie alle nach Belieben
die Frau zum Narren hält.)

Doch dazu kommen wir erst später ;) Beginnen wir am Anfang: mit der  


Ouvertüre


Diese komponierte Rossini in der gleichen Form wie die meisten Ouvertüren seiner Opern. Man könnte sie als eine Art verkürzte Sonatenhauptsatzform bezeichnen. Das Werk beginnt mit einer theatralisch langsamen Einleitung und steigert sich dann zu einem aufregenden Allegro mit zwei kontrastierenden Themen. Das erste Motiv ist schnell und "konfus" - es spiegelt gewissermaßen die Verwirrung und das Durcheinander wider, welche durch Mustafas Eskapaden und Isabellas Eintreffen an seinem Hof verursacht werden. Das zweite, lieblichere Thema könnte unter anderem Lindoros Dilemma, Elviras Liebeskummer oder auch die Liebes-Wirrungen im Allgemeinen verkörpern, bevor es sich in einem Crescendo zu einem Motiv steigert, welches uns später noch einmal in der Oper begegnen wird (in Taddeos Arie "Ho gran peso sulla testa").
Nach einer Wiederholung beider Themen folgt in einem gewaltigen Crescendo das furiose Finale der Ouvertüre und hinterlässt den Hörer voller Spannung und Vorfreude auf das weitere Geschehen.

Hier Sir Neville Marriner mit der Academy of St.Martin in the Fields:





Einleitung: Serenate il mesto ciglio

 

Wir befinden uns im Palast von Mustafa. Dieser ist der Bey von Algier - also der Statthalter des  Sultans in der nordafrikanischen Provinz.
Umgeben von einem Eunuchen-Chor begegnet uns zunächst Elvira, Gattin des Beys. Die Unglückliche beklagt ihr Schicksal: sie muss erkennen, dass ihr Mann sie nicht mehr liebt. Während ihre Sklavin und Vertraute Zulma ihr Mut zuspricht, haben die Eunuchen weniger ermunternde Worte für sie:

Qua le femmine son nate
Solamente per soffrir / per servir.

(Hier sind die Frauen
nur zum Leiden / zum Dienen geboren.)

Schließlich betritt Mustafa selbst die Bühne und verkündet lauthals, dass weibliche Arroganz, Anmaßung und Prunksucht in seinem Palast keinen Platz haben. Als Elvira sich ein Herz fasst und ihn konfrontieren will, weist er sie grob zurück: "Du gehst mir auf die Nerven. [...] Ich weiß nicht, was ich mit dir noch anfangen soll."

Elvira, Zulma und Haly (der Kapitän der algerischen Korsaren) zeigen sich bestürzt und ratlos angesichts dieser Grobheit und schimpfen über den Tyrannen. Mustafa jedoch bleibt ungerührt bei seinem Standpunkt (ein wenig kann man ihn ja verstehen, seine Angetraute ist doch außerordentlich schrill)...


Elvira - Norma Palacios-Rossi (Sopran)
Zulma - Gigliola Caputi (Mezzosopran)
Haly - Alfredo Mariotti (Bariton)
Mustafa - Sesto Bruscantini (Bass)
Staatskapelle Dresden und der Chor der Staatsoper Dresden, 1978

...Fortsetzung folgt! ;)

16. September 2018

Und ewig lockt das Weib...

Dass die sprichwörtlichen Waffen einer Frau manchmal mächtiger sind als jedes Schwert, hat sich im Laufe der Geschichte nur allzu oft bestätigt. Da genügt ein Blick, ein Wort zur rechten Zeit... und kein Mann kann der geschickten Verführerin mehr einen Wunsch abschlagen.
Auch die Damen in Rossinis Opern beherrschen die Kunst der Verführung. Hier drei Beispiele für besonders raffinierte Weibsbilder ;-)

Liebe auf den ersten Blick: Il Turco in Italia


Manche Frau muss gar nicht viel tun, um das Objekt ihrer Begierde zu erobern. So zum Beispiel die schöne Fiorilla. Gerade geht sie, gelangweilt von ihrem braven Ehemann, am Hafen spazieren, da legt ein Schiff an (man beachte die "Wellenbewegungen" der Streicher im Hintergrund, während die Sklaven singen, wie sie das Boot an Land rudern) und ein schöner Türke, Selim, steigt von Bord. Nachdem dieser ein charmantes Arioso auf die Schönheit Italiens gesungen hat, erblickt er Fiorilla und schon ist es um ihn geschehen. Man tauscht ein paar Höflichkeitsfloskeln aus, sie lässt sich ein wenig bitten, gibt ihm dann doch die Hand... schon singen beide, Feuer und Flamme füreinander:

Cara mano al sen' ti premo,
non ti voglio più lasciar.

(Teure Hand, an die Brust drücke ich dich,
und will dich nicht mehr lassen.)

...und jeder für sich freut sich, wie leicht die Italienerinnen/Türken zu erobern sind.

Non è poi così difficile,
questi Turchi / l'Italiane a conquistar.

Besonders schön ist gegen Ende (ab ca. 6.55min) auch das Orchester-Motiv, welches bereits in der Ouvertüre auftaucht und die Leidenschaft der beiden wunderbar unterstreicht.


Fiorilla - Sumi Jo (sopran)
Selim - Simone Alaimo (bass)

Geschickt um den Finger gewickelt: Matilde di Shabran


Ganz so leicht wie Fiorilla hat es Matilde di Shabran nicht, sich einen Mann zu angeln (aber sehr viel schwerer ist es ehrlich gesagt auch nicht). Als sie im Schloss von Corradino eintrifft, wird klar, weshalb er auch "Cuor di Ferro", also Eisenherz, genannt wird. Er ist ein grausamer Tyrann, der jeglichen Eindringling einsperren und verhungern oder gleich den Schädel einschlagen lässt. Außerdem eilt ihm der Ruf voraus, Frauen, Dichter und dergleichen zu verachten. Keine guten Karten also für Matilde, die Tochter eines verstorbenen Verbündeten Corradinos.
Doch in der folgenden Szene gelingt es ihr Stück für Stück, das Eisenherz nicht nur  zu erweichen, sondern sich den Herrscher gleich ganz und gar gefügig zu machen. Ginardo(der Turmwächter im Schloss) und Isidoro, ein Dichter (nur knapp Corradinos Zorn entgangen), beobachten und kommentieren das Geschehen zunehmend amüsiert.
Nachdem sie bei ihrer ersten Begegnung bereits bleibenden Eindruck hinterlassen hat (so sehr, dass Corradino sich zwischendurch erstmal von seinem Leibarzt dieses "seltsame Gefühl in der Brust" erklären lassen muss), gibt sie nun vor, direkt wieder gehen zu wollen ("Sagt nichts, ich gehe...").
Corradino ist sich unsicher, was ihm lieber ist: "Non partir... vanne, vola... parti... non partir... t'arresta il piè" ("Geh nicht... geh... eile... geht fort... geh nicht fort... warte!")
Als Matilde dann "per sempre addio" (lebt wohl für immer) sagt und obendrein auch noch weint, kann er nicht mehr an sich halten und teilt ihr mit, dass sie bleiben soll.
Das reicht Matilde jedoch nicht... Geschickt bringt sie den Tyrannen auch noch dazu, nacheinander seine Waffen, seine Rüstung und seinen Helm abzulegen (weil sie sich sonst vor ihm fürchtet!). Schlussendlich ringt sie ihm auch noch das Versprechen ab, fortan gütig, menschlich und liebevoll zu sein und sich ihr vor die Füße zu werfen, bevor sie endlich sagt:

Matilde tua sarà.
(Matilde wird dein sein.)

Sie schwelgen in einer leidenschaftlichen Liebesbekundung, während Ginardo und Isidoro sich vor Erheiterung kaum noch zusammenreißen können.

Piacere ugual gli Dei
non ponno imaginnar.
L'anima mia tu sei,
te sola voglio amar.

(Eine solche Freude 
können sich die Götter nicht vorstellen.
Du bist meine Seele,
dich allein will ich lieben.)


Matilde di Shabran - Annick Massis (sopran)
Corradino - Juan Diego Florez (tenor)
Ginardo - Carlo Lepore (bass)
Isidoro - Bruno de Simone (bass)

Raffiniert verführt: l'Italiana in Algeri


Die Powerfrau Isabella kommt nach Algerien, um ihren entführten Liebhaber Lindoro zu befreien. Allein die Tatsache, dass eine Frau die aktive Heldin einer Rettungsoper darstellte (und nicht das arme, entführte Wesen, welches von einem starken Mann befreit werden musste), dürfte in Rossinis Zeit als Komödienstoff gegolten haben. Hinzu kommt, dass ihr Liebster ausgerechnet Mustafa, dem Bey Algiers, in die Hände gefallen ist und nun in dessen Palast vor sich hinschmachtet. Zu allem Unglück soll er auch noch mit Mustafas Frau Elvira verheiratet werden, da dieser seine kapriziöse Gattin loswerden möchte.

Die listige Isabella zeigt mit dem folgenden Stück, dass sie kurz nach ihrer Ankunft in Algerien bereits drei Männer in ihren Bann gezogen hat. Neben Mustafa und Lindoro ist da nämlich auch noch Taddeo, ihr derzeitiger Begleiter...
Wohl wissend, dass Mustafa sie beobachtet, zieht die schöne Italienerin sich um und singt, dass sie sich für ihren Geliebten besonders schön machen will ("Dieser Schleier sitzt zu tief" usw). Der Plan funktioniert - Mustafa ist hin und weg ("Cara! Bella!" - Teure! Schöne!)
Durchs Fenster beobachten sie auch Lindoro und Taddeo, zunächst schimpfend ("Furba! Ingrata!" - Du Schlange! Du Undankbare!), doch am Ende sind auch sie völlig verzückt.

Hier die wunderbare Teresa Berganza mit jener bezaubernden Arie für Mezzosopran. :)


15. September 2018

Vorhang auf!

Ich gebe zu, dass meine Liebe zur Oper nur langsam gewachsen ist. Zwar machte ich mit 16 Jahren mein Schulpraktikum an der Oper Leipzig und fand es dort auch ganz wunderbar und genoss es, mir die Proben anschauen zu dürfen. Ich schlich neugierig hinter der Bühne herum, bewunderte die Musiker und alle anderen drum herum und war schwer beeindruckt. Aber so eine richtig langanhaltende Leidenschaft kam dennoch nicht auf.

Ich mochte (liebte?) immer Bach. Johann Sebastian, natürlich. Als Leipziger wächst man ja gewissermaßen mit ihm auf. Und die Thomaner sind das Maß aller Dinge. Aber nicht auf einer Theaterbühne und schon gar nicht als "Beiwerk" in einer Opern-Aufführung. Bach soll man ernst nehmen!
Außerdem hatte ich durch mein familiäres Umfeld auch einen Bezug zu Mendelssohn Bartholdy und später, während des Studiums, weckten Händel, Schütz und Purcell meine Begeisterung. Der Barock hat es mir also angetan.

Aber Oper? Da dachte ich vor allem an Wagner und das verspießte Publikum, welches seinen stundenlangen (und nicht nur für die Darsteller anstrengenden) Bühnenwerken lauscht. Das war irgendwie gar nichts für mich. Das ist auch so ernst. So schwer. Und so unangenehm deutsch.

Und wer brachte mir dann endlich "la pura gioia" (die reine Freude) an der Opernbühne bei? Natürlich ein Italiener! Gioachino Rossini, um genau zu sein. Ich entdeckte seine Werke für mich, als ich mich gerade von einer sehr schweren Erkrankung erholte und keinen Nerv hatte für allzu schwermütige, barocke Kantaten. Da war Rossini plötzlich da und heiterte mich auf. Je mehr ich mich mit ihm beschäftigte, desto mehr wuchs er mir ans Herz.
Ein sehr freundlicher, warmherziger Mann sei er gewesen, liest man oft. Charmant, intelligent und den Freuden des Lebens zugetan: seine zweite Leidenschaft neben der Musik habe dem Kochen gegolten. Selbst sein (angeblicher) Widersacher Richard Wagner hatte nach dem Treffen mit ihm nur Gutes zu berichten und zeigte sich angetan vom feingeistigen, selbstironischen Humor des Italieners - und dessen Liebe zur Musik.
Immer ist da sein gewisses Augenzwinkern zwischen den (Noten-)Zeilen. Dieses intelligent Übertriebene, das Un-ernste, das Komische, aber ohne jeglichen gezwungenen Klamauk - herrlich! Und natürlich seine Musik, die mir so sehr gefällt, auch wenn er noch so oft von sich selbst abgekupfert und routiniert Melodien "recycelt" hat. Warum sollte er das auch nicht tun?

 Rossini um 1820.

Später begegneten mir auch noch einige seiner Zeitgenossen und Nachfolger - und es war (musikalisch) um mich geschehen. Die Belcanto-Epoche hat so viele wundervolle Werke hervorgebracht, dass ich sie vermutlich bis heute nicht alle kenne.

Da ich meine Begeisterung gern teile und leider nicht jeder in meinem unmittelbaren Umfeld für klassische Musik zu haben ist, möchte ich in diesem Blog eine Auswahl meiner liebsten Stücke vorstellen und hier und da dem geneigten Leser einiges dazu erklären (hoffentlich ohne allzu sehr ins Schwafeln zu geraten!). Vielleicht findet ja noch jemand Gefallen daran und lässt sich vom Belcanto-Fieber anstecken!

Was könnte passender sein, um einen Blog zu eröffnen, als eine Ouvertüre? Meine Wahl fiel auf eine von Rossinis weniger bekannten Opern, La Scala di Seta (Die seidene Leiter). Der Ein-Akter ist im Gegensatz zu vielen späteren Werken Rossinis nicht ganz so vollgepackt mit Highlights (wie beispielsweise der Barbiere di Siviglia oder l'Italiana in Algeri). Jedoch ist die außerordentlich ausdrucksstarke Ouvertüre eines meiner absoluten Lieblingsstücke.  Sie folgt zudem Rossinis bewährtem "Rezept", nach dem er die meisten seiner Ouvertüren komponierte (dazu an anderer Stelle mehr), und veranschaulicht sehr deutlich, weshalb man ihn zuweilen auch "Signor Crescendo" nannte ;-) Seine Ouvertüren reißen, nach einer langsamen Einleitung, mit zunehmendem Tempo und immer lauter werdend schwungvoll den Vorhang der Opernbühne auf!

Die folgende Aufnahme entstand unter der Leitung von Michael Halász mit dem Zagreb Festival Orchestra. 

Viel Spaß! :)